27.02.2023
Auf den Spuren jüdischen Lebens in Selm-Bork
Blick in die Borker Synagoge und auf einen historischen Stadtplan Borks. – Bild: Julien Kracht (9b)/ gymnasium-selm.de (dk)
Von Ausgrenzung über Entrechtung zur Deportation: „Das war eine Synagoge?“ „Hier haben Juden gewohnt?“ Die erstaunten Fragen der Schülerinnen und Schüler zeigten, dass sich spannende und bestürzende Geschichten oft direkt vor der eigenen Haustür verstecken. Auf den Spuren jüdischen Lebens in Selm-Bork waren die 9. Klassen des Städtischen Gymnasiums am Mittwoch, den 15. Februar unterwegs.
Der stadthistorische Rundgang fand damit nach 2022 bereits zum zweiten Mal statt und wurde wieder äußert kompetent und sympathisch von Manon Pirags, der stellvertretenden Leiterin der VHS Selm, durchgeführt.
Zunächst wurden die Jugendlichen in einer Begrüßungsrunde in der Synagoge für die ehemaligen Wohn- und Gebetshäuser jüdischer Bürgerinnen und Bürger in Bork sensibilisiert. Hierzu schauten sie sich einen historischen Stadtplan an und spekulierten über die Beziehungen der jüdischen Gemeinde zu ihrem Umfeld. Daraufhin wanderten die Schülerinnen und Schüler durch die anliegenden Straßen und befassten sich mit historischen Orten, die in Verbindung mit der jüdischen Bevölkerung Borks gebracht werden können.
Hier wurde sehr deutlich, wie die Nationalsozialisten und die Stadtverwaltung die Jüdinnen und Juden in Bork systematisch entrechteten, ausgrenzten, verfolgten und in den Tod schickten. Beispiele eines jungen jüdischen Sportlers, eines älteren Kioskbesitzers, einer Kaufmannsfamilie und eines Tuchhändlers machten diese Schicksale bestürzend greif- und fühlbar. Zum Teil erinnern heute Stolpersteine an sie.
In einer Abschlussrunde in der Synagoge berichteten die Schülerinnen und Schüler von ihren Eindrücken und kamen zu dem Schluss: Die „große Geschichte“ hat sich auch im kleinen südwestfälischen Ort abgespielt. Die Haupteingangstür der Synagoge bleibt verschlossen – es gibt keine jüdische Gemeinde mehr, die zum Gebet eintritt. So wurde allen deutlich, dass wir nach wie vor eine besondere Verantwortung haben, gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung Position zu beziehen.