29.04.2005
Girls' Day 2005 im Theater Bochum: Auf den Spuren von Schauspielern, Maskenbildnern und Regisseuren
Am „Girls' Day“ besichtigte die Jahrgangsstufe 10 in Gruppen Betriebe in der Umgebung, um sich einen Einblick in das Berufsleben zu verschaffen. Ann-Christin Kleischmann berichtet von ihrem Besuch im Theater Bochum am 28.04.2005. Dort lernte sie mit ihrer Gruppe und den Kollegen Frau Weirich und Herrn Windmüller die Berufe in einem Theater kennen:
Uns wurde berichtet, dass im Dezember 1915 an der Königsallee das erste von der Stadt Bochum betriebene Theater eröffnet wurde; 1919 bekam es ein eigenes Schauspielensemble. Dieses Theater ist in drei Spielstätten unterteilt: das Schauspielhaus, welches das Haupthaus mit der größten Bühne darstellt, die Kammerspiele und das Theater unter Tage. Zurzeit werden unter anderen die Stücke „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare und „Das Käthchen von Heilbronn“ gespielt.
Bei einer Führung durch die riesigen Gebäude stellte uns eine Schauspielerin des Theaters die verschiedenen Abteilungen und ihre Berufe vor. Als erstes zeigte sie uns die Bühnen des Schauspielhauses und der Kammerspiele, wo Handwerker die Bühnen für die Vorstellungen am Abend herrichteten. Dann begaben wir uns in die Maske, wo man uns das Herstellen von Perücken aus asiatischem Kunsthaar zeigte und uns über einige Berufe am Theater informierte, wie zum Beispiel den Beruf des Maskenbildners.
Zu den Aufgaben eines Maskenbildners gehören das Anfertigen von Entwurfszeichnungen und Modellen, das Anfertigen und Kleben von Perücken und Haarteilen sowie von starren und flexiblen Masken, und das Schminken. Ein Maskenbildner arbeitet in der Regel nach den Vorgaben des Bühnen- und Kostümbildners. Um diesen Beruf gut ausüben zu können, sollte man Fingerspitzengefühl besitzen. Hinzu kommen ein ausgeprägtes künstlerisches Einfühlungsvermögen, Kreativität und Ausdauer. Kontaktfähigkeit und Sensibilität im Umgang mit den darstellenden Künstlern erleichtert die Arbeit im Schminkraum. Der Beruf des Maskenbildners ist staatlich anerkannt und bundeseinheitlich geregelt. Seine Ausbildung dauert drei Jahre und schließt mit der einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab.
Zudem wurden wir über die organisatorischen Berufe wie den des Intendanten, des Inspizienten und den des Regisseurs informiert. Der Inspizient eines Theaters ist das Bindeglied zwischen Kunst und Technik für den organisatorischen Ablauf einer Vorstellung verantwortlich. Er ist die „Hilfskraft“ des Regisseurs. Seitlich der Bühne steht das Inspizientenpult, welches mit Monitoren, Sprechverbindung, sowie optischen und akustischen Signalanlagen ausgestattet ist, und von dem aus der Verlauf der Aufführung gesteuert wird. Für den Beruf des Inspizienten gibt es keinen Ausbildungsgang. Meisten sind es ehemalige Sänger, Tänzer oder Schauspieler, die diese Arbeit ausüben.
Die Aufgabe des Intendanten (früher auch Theaterdirektor genannt) ist die Umsetzung der Ziele des Theaterträgers zu einer künstlerischen Gesamtkonzeption für Theater und Publikum mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln. Dazu zählen das Engagieren des künstlerischen sowie technischen Personals und die Vertretung des Theaters in der Öffentlichkeit. Der Intendant ist in der Regel in der Außendarstellung alleinverantwortlich, während seine Kompetenzen nach innen eingeschränkt sind. Meistens werden Schauspieler, Dramaturgen oder Regisseure zum Intendanten berufen. Ein Studium der Germanistik, der Kunstgeschichte, der Literatur oder der Theaterwissenschaft sind gute Voraussetzungen.
Die Aufgabe des Regisseurs besteht darin, mit den vorgegebenen Mitteln, Bühnenwerke zu inszenieren. Die erste Stufe in der praktischen Arbeit als Regisseur ist in den allermeisten Fällen die Regieassistenz.
Einer der wichtigsten Berufe am Theater ist natürlich der des Schauspielers. Ihm wird während einer Produktion eine Rolle übertragen, die er mit seinen künstlerischen Möglichkeiten Gestik, Mimik und Stimme unter Zuhilfenahme von Maske, Kostüm und Requisiten gestaltet. Zu seinen Aufgaben gehören das Auswendiglernen des Textes und die Beschäftigung mit dem sozialen und historischen Umfeld der Rolle, mit der Zeit, in der das Stück spielt. Menschenkenntnis, Grundkenntnisse der Psychologie, Soziologie, Geschichte und Kunstgeschichte sollten gepaart sein mit Phantasie und hoher physischer Belastbarkeit. Zum Beruf führt z.B. eine Ausbildung an einer staatlichen bzw. städtischen Schauspielschule mit einer Abschlussprüfung.
Nachdem wir die Maske ausführlich besichtigen konnten, begaben wir uns in die Damenmaßschneiderei. Dort fertigten einige Frauen Kostüme an, die für eine Inszenierung entworfen wurden. Dabei erfuhren wir, dass man für diesen Beruf großes handwerkliches Geschick, Geduld und eine ausgeprägte Lernbereitschaft mitbringen muss. Um in einem Theateratelier tätig zu werden, benötigt man die Ausbildung zum Herren- oder Damenmaßschneider. Abschließend besuchten wir den Fundus, wo ca. 250.000 Kostüme gelagert und aufbewahrt werden. Dort trafen wir den Fundus-Verwalter. Seine Aufgabe ist es, die Kostüme zu pflegen und zu sortieren.
Bei allen Berufen am Theater ist es schwer, einen Ausbildungsplatz oder eine Anstellung zu finden. Anhand vieler Beispiele wurde uns gerade die technische Entwicklung und viele Informationen über Berufe am Theater nahe gelegt, sodass es ein Theaterbesuch war, der unseren Horizont erweitert hat.