10.04.2003
Suchtprävention: Gemeinsam sind wir stark
Die Clique trifft sich im Park zum Skateboardfahren. Irgendwann sitzen alle zusammen und ruhen sich aus. Plötzlich zieht Peter Zigaretten aus der Hose. Alle greifen freudig zu. Bis auf David – er hat noch nie geraucht, möchte auch jetzt nicht, traut sich aber kaum zu widersprechen. So oder ähnlich könnte der erste Kontakt mit den so genannten „legalen Drogen“ aussehen.
Doch was kann man tun, wenn man eigentlich gar nicht probieren will, aber unmittelbarem Gruppendruck ausgesetzt ist? „Die Schüler sollen wirklich nur das tun, was sie tun wollen. Dieses Selbstbewusstsein wollen wir ihnen geben“, antwortet Barbara Schulte-Rath. Sie ist die Suchtpräventionslehrerin des Städtischen Gymnasiums Selm und in dieser Funktion für die Organisation des Projekttages zum Thema Suchtprävention zuständig. Seit einigen Jahren widmen die Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen jeweils einen vollen Unterrichtstag dem ebenso brisanten wie wichtigen Thema.
Welche Suchtarten gibt es? Wie kann man süchtig werden? Wann spricht man überhaupt von Sucht? Fragen wie diese wurden im theoretischen Teil im Klassenverband behandelt. Anhand von Rollenspielen müssen die angehenden Jugendlichen dann am eigenen Leib erfahren, wie sich David in der oben beschriebenen Situation fühlt. Aber vielleicht merken sie auch was Peter denkt.
Den Schülern wird nur die Situation vorgeben, was sie daraus machen ist ihre Sache. Vielleicht ist David mutig genug „Nein“ zu sagen und die anderen merken, wie dämlich Peters Raucherei eigentlich ist. „Die Gruppe kann nämlich nicht nur unterdrücken. Einzelne können sich in der Gruppe Hilfe holen, die Gruppe kann Einzelnen Hilfe geben.“
Wie – im wahrsten Sinne des Wortes – überlebenswichtig Kooperation und Interaktion in einer Gruppe sein können, stand im Mittelpunkt des Projekttages. Zusammen mit der Erlebnispädagogin Simone Gärtner und der Suchtpräventionsfachkraft Ulrike Flaspöhler baute Barbara Schulte-Rath einen erlebnispädagogischen Parcours in der Turnhalle des Gymnasiums auf. Die acht Schüler waren Gefangene des sagenhaften Gefängnis Alcatraz und nur gemeinsam können sie den Ausbruch schaffen.
Der Älteste sollte vorangehen. Und das ist gar nicht so einfach, wenn die Gruppe nur einen schmalen Schwebebalken zum Plätze tauschen hat. Ein elektrischer Draht war das zweite Hindernis. Klar konnten den einige überspringen. Doch so einfach war es nicht, denn die Schüler mussten sich die ganze Zeit über an den Händen halten. „Viele Schüler haben gemerkt, dass sie vor Problemen standen, die sie gemeinsam lösen konnten“, resümierte Barbara Schulte-Rath. „Drogen dürfen in solchen Situationen nicht der Ausweg sein.“ „Man kommt in der Gruppe einfach viel weiter als alleine“, bestätigte auch Benjamin.