26.04.2009

Wie Europa funktioniert: 12er Sowi-LK stellt Parlamentarier

Foto: Spielte Europaparlament in Lünen: Der 12er Sowi-LK des SGS

Spielte Europaparlament in Lünen: Der 12er Sowi-LK des SGS – Bild: Andrea Heming

„Das hat Spaß gemacht!“ „Wirklich, das war überhaupt nicht langweilig!“ Alexandra Heimes und Alicia Jagusch kommen ziemlich zufrieden aus ihrer Fraktionssitzung. Sie vertreten mit Leonie Eilers und Anna-Lena Willems die Sozialdemokraten im „Europaparlament“ – zusammen mit einigen Schülern der Gesamtschule Fröndenberg und des Friedrich-Bährens-Gymnasiums Schwerte.

Auch mit der Arbeit ihres Fraktionsvorsitzenden Christopher Roth sind sie einverstanden: seltene Einigkeit. Es ist kurz nach 14.00 Uhr und das Plenum des Europäischen Parlamentes soll gleich zusammentreten. Viele wichtige Fragen wie der Beitritt der Türkei, die Linie der zukünftigen Energiepolitik oder die Einrichtung einer Europäischen Armee stehen auf der Tagesordnung. Insgesamt 43 Schüler, davon 16 SGSler, sprechen über die europäische Zukunft.

Das passt wirklich genau in den Lehrplan: Perspektiven der Europäischen Union nach der Erweiterung auf 27 Staaten – so steht es nämlich etwas trocken in den Vorgaben für das Zentralabitur 2010. Nun ja, wird mancher sagen, wenn jemand verrückt genug ist, Sozialwissenschaften zu wählen, dann muss er sich eben damit beschäftigen. Aber eigentlich sollten sich nicht nur Sowi-Schüler damit befassen, denn die Europawahl 2009 steht vor der Tür.

Da kam die Einladung zur Durchführung dieses Planspiels gerade recht, auch trotz des enormen Zeitaufwandes: Statt eines normalen Stundenplans stand die Arbeit eines Abgeordneten von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr auf dem Tagesplan. Und vorher gab es doch eine Menge an Papieren zu lesen und zu verstehen. Denn die Schüler schlüpften nicht nur in die Rolle unterschiedlicher Parteivertreter, sie waren zusätzlich – wie die echten Europaabgeordneten – Vertreter eines Landes.

In zwei Doppelstunden wurde das von den Teamern des Planspiels vorbereitete Material intensiv durchgearbeitet. Erfolgreich, wie sich später zeigte. Die Jungen Europäischen Föderalisten haben sich um die Vorbereitung und Durchführung gekümmert, eine überparteiliche Organisation, die Europa den Bürgern näher bringen will. Zusammen mit Frau Pauels vom Europa-Büro (eingerichtet von der Europäischen Kommission) wurden Schulen angeschrieben und auf das Angebot aufmerksam gemacht.

Marc Althaus, Julius Friedrich und Max Herberhold, sonst nicht unbedingt Anhänger „grüner“ Ideen, kommen in ihrer Fraktion gut klar. Auch Carolin Schoß, die als einziges LK-Mitglied bei den Linken untergekommen ist, fühlt sich wohl in ihrer kleinen 4er-Fraktion und übernimmt auch gleich eine wichtige Funktion. Sie soll im gleich stattfindenden Plenum die Position der Partei vorstellen. Als Vertreter der Liberalen freuen sich Meike Hinzmann und Jan Rademacker schon auf das Plenum. Denn die vorbereitende Sitzung der Fraktionsvorsitzenden hat gezeigt, dass die meisten liberalen Positionen mehrheitsfähig sind. Und Mehrheiten müssen sie suchen, z.B. mit den Christdemokraten, der größten politischen Gruppe im Parlament. David Fabricius, Lutz Heinemann, Kevin Kurek, Patrick Schröer und David Weßling können daher den Abstimmungen gelassen entgegen sehen.

Der Sitzungssaal im Rathaus Lünen bietet eine ehrwürdige Kulisse für die anstehende Sitzung. Professionell mit Mikros ausgestattet schafft der Saal mit den hohen Holzvertäfelungen und der im Halbrund angeordneten Sitzordnung eine angemessene Atmosphäre. Das erleichtert den Schülern die Einnahme der Rollen, es wird vielfältig argumentiert. Und die drei begleitenden Lehrerinnen übernehmen die Aufgabe, bei jeder Stimmabgabe gründlich nachzuzählen.

Am Ende der Sitzung sind wichtige Weichenstellungen erfolgt. Zum Beispiel will man schrittweise und unter wissenschaftlicher Begleitung von fossilen zu regenerativen und alternativen Energieträgern übergehen. Die Türkei soll ihre Beitrittsperspektive haben, sich aber um die Menschenrechte und die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation kümmern. Eine eigene europäische Armee will dieses Parlament nicht, aber eine enges Partnerschaftsabkommen mit Russland.

Die Klebepunkte, die am Schluss von den Schülern zur Bewertung des Planspiels verteilt werden, sprechen eine eindeutige Sprache. Dieser Tag war lang, aber er hat eine Menge gebracht.

Wirtschaft-Politik/ Sozialwissenschaften am SGS · Europaschule – Das SGS und Europa

26.04.2009 · Andrea Heming

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