23.02.2006
Projektwoche 2006: Schulglocke macht Pause
Die Schulglocke ist ausgeschaltet, auf den Fluren herrscht hektisches Gewusel und in den Klassen kreatives Durcheinander. Es sind Projekttage am Städtischen Gymnasium Selm.
Seit Mittwoch wollen die Schüler „Anders Miteinander Lernen“, so das Motto. Das heißt vor allem: Frontalunterricht adé! „Die Schüler begeben sich mit anderen Methoden als sonst an die Arbeit“, sagt Lehrerin Andrea Heming, die die Projekttage koordiniert. Eine Idee, der die Gymnasiasten auch das Schweigen der Schulglocke verdanken. Pause machen sie zurzeit nach eigenen Bedürfnissen. „Das passt besser in den Arbeitsprozess“, so die 39-jährige Deutsch-Lehrerin.
Und damit hat sie wohl Recht. Denn die Ergebnisse der 25 Projektgruppen sind erstaunlich kreativ und mächtig spannend. „Mathe drei Mal anders“ etwa heißt ein Projekt der sechsten Jahrgangsstufe, das die theoretische Welt der Zahlen in die Praxis übersetzt. Neben verschiedenen Verschlüsselungstechniken und geheimen mathematischen Botschaften haben die 16 Pennäler Brücken gebaut. 50 Zentimeter müssen diese überwinden, eine Flasche Wasser tragen – und das, obwohl sie nur aus Papier sind. Unmöglich ist das nicht, wenn man – und das ist jetzt simpel ausgedrückt – eins und eins richtig zusammenzählt.
Indes zieht aus dem Raum der Gruppe „Modellbau“ ein leicht stechender Geruch. Kein Wunder, hier wird mit Kleber und Lackfarbe gearbeitet. Natürlich bei geöffnetem Fenster. „Immer kalte Luft“, sagt Lehrer Detlev Arndt, eingemummelt in seine Jacke, „das ist das Charakteristikum dieser Gruppe.“ Stimmt. Aber ein weiteres sind tolle Ergebnisse. Max Herberhold hat sich einen Flugzeugbausatz vorgenommen. Die Entscheidung für die Maschine fiel ihm leicht: „Die war einfach am größten“, witzelt er. Und Jan Rademacker, der ein Schnellboot bastelt, über seine Wahl: „Die Bismarck war zu teuer!“
Bei anderen Gruppen geht es dann doch etwas ernster zu. Mit der Frage „Wer war Anne Frank?“ beschäftigen sich Geschichtsinteressierte, und an das Thema „Leben mit Behinderungen“ wagen sich einige Schüler, in dem sie sich, mittels einer beklebten Brille „erblindet“, durch die Schule führen lassen oder mit einem Rollstuhl testen, welche Hindernisse es im Gebäude gibt. Und damit auch die Eltern etwas von den Projekttagen haben, drehen die Elftklässler einen Film darüber. Darin wird so Einiges zu sehen und zu hören sein. Mit Sicherheit aber nicht die Schulglocke.