03.05.2009
Schülersprecher: „Wir sind ein Team!“
„Viele von euch haben einen Moment inne gehalten, um ein paar Worte in das Kondolenzbuch zu schreiben…” – Bild: Ruhr Nachrichten
In einem aktuellen Schreiben wendet sich der Schülersprecher des SGS, Alexander Krusch, eineinhalb Monate nach dem Amoklauf an einer Schule in Winnenden im Namen der Schülervertretung (SV) an die Schülerinnen und Schüler unserer Schule:
Liebe Schülerinnen und Schüler,
eines ist sicherlich allen klar: Menschen sind verschieden, haben ein anderes Aussehen, andere Ideen und Vorstellungen vom Leben, ziehen sich anders an, unterscheiden sich eben voneinander – und das ist auch gut so.
Trotz aller Verschiedenheit sollten wir jedoch eines nicht vergessen: Trotz unterschiedlicher Herkunft oder Interessen können wir zusammenarbeiten, ein Team bilden und als solches in einer Schülergemeinschaft zusammenleben.
Dass wir so ein Team sind, davon konnte und kann ich mich immer wieder überzeugen – ob bei kleinen Aktionen, wie einer Unterschriftenaktion zur Verbesserung des Schulhofs, dem massiven Widerstand und großen Engagements vieler Schülerinnen und Schüler gegen das Handy- und Mp3-Player-Verbot, oder auch einfach bei normalen Gesprächen. Dabei merke ich immer wieder, dass wir es können: Wir können zusammenhalten, ein Team sein!
Für einen Moment stand die Welt still.
Besonders beeindruckt war ich von der Resonanz, die wir als SV-Kerngruppe von euch am Tag nach dem Amoklauf bekommen haben. In solchen Momenten sucht man oft Anlehnung, einen Weg seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dieses haben viele von euch getan und Anteil genommen, am Schicksal der Opfer, am Leid derer Familien und Freunde. Gemeinsam haben wir geschwiegen und viele von euch haben einen Moment inne gehalten, um ein paar Worte in das Kondolenzbuch zu schreiben, das inzwischen von uns nach Winnenden geschickt worden ist.
„Auf Tore statt auf Menschen schießen.”
Das war ein Zitat, das von einem Fünftklässler in das Buch geschrieben worden ist. Wie Recht er hat! Warum kann man seine Wut, seine Angst, seinen Ärger nicht wie viele andere durch Sport ausgleichen – friedlich, ohne Gewalt? Nicht immer können wir verstehen, was auf der Welt vor sich geht. Ebenso sollten wir nicht blauäugig sein und glauben, dass ein Amoklauf an unserer Schule nicht passieren kann – die Gefahr besteht immer und überall, an jeder Schule.
Wir sollten jedoch an dieser Stelle nicht nach Gründen suchen, sondern uns vielmehr an die eigene Nase fassen:
Was kann jeder einzelne von uns tun?
Viel mehr als ihr vielleicht glaubt! Ist es nicht das Team, in dem man sich geborgen fühlt? Sind nicht auch beste Freunde, die eng zusammenhalten und sich alles anvertrauen, irgendwie ein Team? Können nicht auch wir als Schülerschaft ein Team sein?
Wie es der US-Präsident Obama so treffend formuliert hat: „Yes, we can!” Ja, das können wir. Wenn wir akzeptieren und respektieren, andere versuchen mit einzubeziehen, die sonst oft außen stehen. Es scheint so schwer, aber wie schwer kann es sein, mit jemandem ein paar Minuten zusammenzuarbeiten, mit ihm in der Pause eine Runde Fußball zu spielen, wie schwer kann es sein, jemand anderem „Danke“ zu sagen, für das, was er getan hat oder Tag für Tag tut.
Seht nicht tatenlos zu!
Was mich in der letzten Zeit besonders betroffen gemacht hat, sind die vielen Schülerinnen und Schüler, die einfach zusehen, statt selbst mit anzupacken oder auch einzugreifen. Streitigkeiten, auch mit Gewalteinfluss, können entstehen – und natürlich ist das falsch. Zuzusehen und nichts zu tun, ist jedoch genauso falsch. Hier geht es nicht darum, selber in einen Kampf einzugreifen, hier geht es darum, Hilfe zu holen oder gemeinsam zu helfen. Bei solchen Auseinandersetzungen – genauso wie bei vielen anderen Dingen im Alltag.
Ich gehe gerne zur Schule!
Das tue ich wirklich. Natürlich machen mir Unterricht und Hausaufgaben nicht immer Spaß und ich muss zugeben, dass ich mich, um Mathe zu lernen, auch ganz schön zusammenreißen muss. Aber es gibt hier so viel mehr:
Arbeitsgemeinschaften, genauso wie die einfachen Gespräche auf dem Flur oder im Forum. Ich freue mich darauf, nach den Ferien zurück in die Schule zu kommen, meine Freunde wiederzutreffen, neben viel Arbeit auch Spaß zu haben.
Auch deswegen habe ich mich an der T-Shirt-Aktion beteiligt, die wir im Rahmen des Schulhoffestes mit Frau Droste-Uhlenbrock durchführen. Ein T-Shirt mit dem SGS-Logo ist nämlich viel mehr als nur ein T-Shirt: Es zeigt, dass ich mich mit unserer Schule, mit dem Ort, wo ich nun mal meinen halben Tag verbringe, auch identifizieren kann.
Ich bin froh, ein Teil dieser Schülerschaft zu sein, ein Teil von euch. Ich würde mir wünschen, dass auch viele von euch wieder so denken. Denn eines ist sicher: Als Team können wir Berge versetzen!
In diesem Sinne: Macht die Augen auf und versucht, die Welt mal wieder von einer anderen Seite zu sehen.
Liebe Grüße,
Alexander Krusch
Schülersprecher