13.03.2002
Theater-AG: „Mutter Courage“ stimmt nachdenklich
„Die Theater-AG zeigt eine Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt“, begrüßte Andrea Heming, die Leiterin der Arbeitsgemeinschaft, jeweils rund 70 Zuschauer zu den Aufführungen von „Mutter Courage und ihre Kinder“ im Gymnasium.
Bekanntermaßen hat die Besucherzahl nichts mit der Qualität einer Aufführung zu tun. Zudem scheinen die Veranstaltungen des Gymnasiums der letzten Wochen eine gewisse „Besuchermüdigkeit“ hervorgerufen zu haben.
Seit mehr als einem halben Jahr probten die Darsteller – und boten eine hervorragende Inszenierung. Mutter Courage (Janine Spatzier) zog im Planwagen mit ihren Kindern Eilif (Henrik Dundas), Schweizerkas (Tatjana Stoff) und Kathrin (Stefanie Kussel) durch die Kriegsschauplätze der letzten 400 Jahre. Angefangen vom Dreißigjährigen Krieg über den 1. und 2. Weltkrieg durchwanderten die Akteure unter anderem Vietnam, Somalia, den Kosovo und Israel.
Sie leisteten Schwerstarbeit in den Textrollen, im ständigen Wechsel der Kostüme und Requisiten, die Ort und Jahr angepasst wurden. Ein überfallener Bauernhof 1969 in Nordirland war ebenso Schauplatz wie in Afghanistan.
„Die Courage weiß, wie man sich durchschlägt“, resümierten der Feldprediger (Philipp Roos) und der Koch (Helene Erwin) und verwiesen auf die mannigfaltigen Geschäfte mit dem Krieg. „Der Krieg geht noch weiter, und wir machen noch ein bisschen Geld. Der Frieden bricht mir den Hals“, so Courage, die ihre gehorteten Vorräte noch vor Kriegsende verschachern wollte. Händler, Waffenschieber und ein „leichtes Mädchen“ trafen sich auf der Bühne.
Das politische Drama von Bertolt Brecht in die Gegenwart gerückt sollte aufzeigen, „dass der Krieg als Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln die menschlichen Tugenden tödlich macht“. Die letzte Szene endete im Kino und dokumentierte, dass es überall Krieg gibt, jedoch diejenigen, bei denen Frieden vorherrscht, sich wenig davon berührt zeigen.