26.01.2006
Theaterbesuch: Gegen das Vergessen
Eine bewegende Reise in die Vergangenheit traten die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen des Gymnasiums an. In Vorbereitung auf den heutigen Holocaust-Gedenktag besuchten sie am Mittwoch die Aufführung „Engel mit nur einem Flügel“ des Töfte-Theaters im Pfarrsaal St. Josef.
Erzählt wurde die Geschichte des jüdischen Jungen Robert Goldstein im nationalsozialistischen Deutschland. Und das auf wunderbar bewegende und anrührende Weise. Ralf Kiekhöfer nahm die jungen Zuschauer förmlich an die Hand, führte sie behutsam durch die bedrückende Zeit.
Dabei ist er nicht nur Geschichtenerzähler. Mit minimalen Kostümrequisiten wie Kopftuch, Brille oder Baskenmütze schlüpft er in die Rolle der mütterlichen Madelaine oder des strengen, judenhassenden Lehrers.
Robert und sein Vater werden von Handpuppen dargestellt, meisterlich in Szene gesetzt und zum Leben erweckt – ebenfalls von Ralf Kiekhöfer, dem es scheinbar mühelos gelang, eindringlich bis zu drei Charaktere auf der Bühne zu verkörpern. Und so lernten die Gymnasiasten Freunde und Familie von Robert kennen und erlebten, wie sich die Anfeindungen als ein immer bedrohlicheres Netz um Robert zogen. Die Zuschauer erfahren, was es heißt, einen Judenstern zu tragen und in Angst zu leben. Sie sehen, wie der Lehrer Robert verbietet, mit seiner besten Freundin Anna zu spielen, weil er ein „Judenbengel“ und sie ein „deutsches Mädel“ ist.
Schließlich begleiteten sie Robert in den Viehwaggon in Richtung Theresienstadt. Ein Schicksal von Millionen und doch ein Einzelschicksal: Denn wie durch ein Wunder wird Robert gerettet.
Er überlebt bei einer französischen Bauernfamilie und trifft schließlich nach dem Krieg sogar seinen Vater wieder. Seine Mutter und seine Schwester jedoch haben den Holocaust nicht überlebt.
Das Töfte Theater erhielt 2003 für die Inszenierung von „Engel mit einem Flügel“ den Theaterpreis des Landes NRW beim 19. Kinder- und Jugendtheatertreffen in Neuss.