24.11.2005
Deutsch-Theater-Projekt: Krieg im Klassenzimmer
„Melanie, Sie haben ein Gesicht wie eine Bratpfanne“, schnauzt der Lehrer Herr Klamm seine Schülerin aus dem Deutsch-Leistungskurs an. Der ganz normale Schulalltag? Nein, in diesem Fall nicht. Das Klassenzimmer und die Schüler sind zwar echt, aber Lehrer Klamm ist gespielt.
„Klamms Krieg“ heißt das Theaterstück, das gestern vor den Deutsch-Leistungskursen der Stufen 12 und 13 in einem Klassenzimmer am Gymnasium aufgeführt wurde. Schauspieler Joachim Hermann Luger, bekannt aus der Lindenstraße, spielte den verzweifelten Pädagogen.
In dem Stück „Klamms Krieg“ vom „Theater Kohlenpott“ geht es um den Kampf zwischen einem Lehrer und seinen Schülern. Ein Schüler begeht Selbstmord, nachdem er durchs Abitur gefallen ist. Schuld daran ist der Deutschlehrer Klamm – so sehen es die Schüler seines Deutsch-Leistungskurses. Sie erklären ihm in einem Brief den Krieg und boykottieren seinen Unterricht. Nun steht Klamm vor der stummen Menge im Klassenraum.
Zunächst versucht Klamm, auf die gelangweilte Art den Protest zu brechen: „Erwarten Sie nicht, dass es mir etwas ausmacht, aber erwarten Sie auch nicht, dass es Ihnen etwas bringt.“ Doch als er merkt, dass seine Schüler nicht unterzukriegen sind, versucht er es mit immer neuen Taktiken. „Mich kriegen Sie nicht klein!“ gibt er den Schülern zu verstehen.
Dadurch, dass das Stück in einem Klassenzimmer aufgeführt wird, wird der Spielort zur Requisite. Dem Deutsch-LKlern wurde kurzerhand die Rolle der kämpferischen Klasse zugeteilt und auch die Rolle Melanie wurde unfreiwillig von einer Schülerin übernommen.
Die Aufführung war für die Schüler beeindruckend und regte zum Nachdenken über Gewalt und das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern an. In der anschließenden Diskussion wurde die Thematik dann weiter behandelt. „Ich habe mich zum erstenmal in die Rolle des Lehrers hinein gedacht“, war die Aussage eines Schülers. Auch die Schuldfrage des Lehrers wurde diskutiert. „Wie seht ihr denn die Schuld von Lehrer Klamm?“, fragte Dramaturgin Gabriele Kloke.
Die Aufführung wird nochmal am Freitag im Gymnasium für die Deutsch-Grundkurse dargeboten.