07.11.2009
Kunst: Gymnasiasten gestalten Flyer der Jugendgerichtshilfe
Vor schwarzem Hintergrund leuchten weiße Paragraphen und der Umriss eines Richter-Hammers. Davor steht eine Figur – die Arme erhoben, und den Kopf in alle Richtungen zerrissen. So drastisch sieht das neue Titelbild des Ratgebers „Was nun?“ der Jugendgerichtshilfe Selm für junge Straftäter aus.
Entworfen hat es die Neuntklässlerin Luisa Zeine: „Die Straftäter wissen nicht, was sie machen sollen, und haben so viele Gedanken, dass ihnen der Kopf platzt“, erklärt die Schülerin des Städtischen Gymnasiums ihre Idee. Insgesamt 21 Holzdruck-Grafiken zu diesem Thema gestalteten die Schüler des Differenzierungskurses Kunst unter der Leitung von Kunstlehrerin Ulrike Grötken im letzten Schuljahr. Die Aufgabe der Schüler war, straffällige Jugendliche in anonymer Form darzustellen.
Dabei ließen sie sich vom abstrakten Zeichenstil des Künstlers Keith Haring inspirieren. Die Ergebnisse überzeugten Ralf Beckmann von der Jugendgerichtshilfe Selm so sehr, dass er sich dafür entschied, auch für die Rückseite der Broschüre eine Grafik auszuwählen – von Joshua Wulfert.
In seiner Darstellung hält ein Richter in strahlend weißer Robe vor schwarzem Hintergrund die Waage der Justitia in die Höhe – und vor ihm streckt ein Mensch verzweifelt seine Arme aus.
Den 30-seitigen Ratgeber gibt es bereits in der dritten Auflage. Nicht etwa, weil es überdurchschnittlich viele straffällige Jugendliche in Selm gäbe, betont Ralf Beckmann, denn mit rund 200 Fällen im Jahr läge man da eher im unteren Durchschnitt.
Vielmehr entstand die Idee zur Broschüre deshalb, „weil das Informationsbedürfnis bei Eltern und Jugendlichen hoch ist“, erklärt Ralf Beckmann. Schritt für Schritt wird im Ratgeber beschrieben, wie es nach einer Straftat weitergeht. So können Jugendliche darin unter anderem nachlesen, was überhaupt strafbar ist, wie ein Gerichtsverfahren funktioniert und welche Strafmaßnahmen es gibt.
Wie es für die Künstler Luisa Zeine und Joshua Wulfert weitergeht, steht schon fest: Sie bekamen als Dankeschön für ihre Entwürfe Büchergutscheine von Jugendamtsleiter Franz Schrade überreicht. Eine berufliche Laufbahn in der Gestaltung können sich beide vorstellen – ob als Architektin oder Modedesigner. Aber zuerst arbeiten sie nun mit ihrem Kunstkurs am nächsten Projekt – der Bühnengestaltung für das nächste Schultheater-Stück.