04.02.2007

Andorra Nachbericht: Bühne voller Wut und Lügen

Foto: Die Schülerinnen und Schüler zeigten in zwei umjubelten Vorstellungen: Die Themen des Stücks von 1961 haben an Aktualität nichts verloren.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten in zwei umjubelten Vorstellungen: Die Themen des Stücks von 1961 haben an Aktualität nichts verloren. – Bild: gymnasium-selm.de (ws) [M]

Dieser Artikel ist ein Pressebericht der Westfälischen Rundschau über das SGS. westfaelische-rundschau.de

Packende Szenen spielten sich am Freitag- und Samstagabend in der Aula des Selmer Gymnasiums ab, als vor jeweils rund 200 Zuschauern die Theater-AG das Drama „Andorra“ von Max Frisch aufführte. Das Publikum bedachte die Darsteller mit Jubel und Applaus.

Schlicht waren die Schauspieler gekleidet. Kein Prunk, keine laute Musik auf der Bühne. Überzeugend spielten die Jugendlichen die Geschichte von Can, der vor über 20 Jahren ein Kind mit einer Frau zeugte, die keine Andorranerin war und zum feindlichen und faschistischen Nachbarstaat gehörte. Doch aus Scham und Angst vor seinen Mitbürgern und seiner angetrauten Frau verschweigt er seinen Sohn Andri und erzählt die Lügengeschichte, dass es sich um ein Judenkind handele, das er vor den Antisemiten gerettet habe. Als sich Andri in Barblin (Viktoria Karsch am Samstag und Judith Wüllhorst am Freitag), der Tochter seiner – wie er denkt – Adoptiveltern verliebt, spitzt sich die Situation zu. Von seinem Konkurrenten, einem Soldaten (Jan Freitag), der um Barblin buhlt, wird er auf offener Straße angegriffen und als Jude beschimpft. Wut, Unsicherheit und die Suche nach Identität bestimmen das Geschehen.

Authentisch spielten die Gymnasiasten ihre Rollen. So überzeugte Henrik Dindas als Vater, dessen Fundament immer mehr ins Bröckeln gerät und der sich immer öfter in Alkoholexzesse flüchtet, je öfter er mit ansehen muss, welch große Schwierigkeiten sein Sohn aufgrund der Lüge hat. Ebenso Daniel Brudniewicz als Andri, der, als er vom Pfarrer die Wahrheit erfährt, dies nicht mehr wahrhaben will. Beeindruckend aber auch alle anderen „Andorraner“, die Andri letzten Endes an den „Judenschauer“ verraten und ihn kollektiv ermorden.

18 Schüler und Schülerinnen beteiligten sich an der Aufführung unter der Leitung von Studienrätin Andrea Heming. Dazu die vielen Mitwirkenden, die im Hintergrund arbeiteten: Anette Sander schneiderte die Kleidung, Fabian Hörsken, ein ehemaliger Schüler, kümmerte sich um die Technik und der Hausmeister Norbert Böckenbrink baute das Bühnenbild.

Seit den Sommerferien probten die Teilnehmer der AG ganztägig am Wochenende sowie in den Ferien. Das Stück wurde bewusst ausgewählt: „Es treten doch immer wieder Vorurteile gegen Ausländer und Juden zutage“, erklärt Andrea Heming. „Mit diesem Stück möchten wir ausdrücken, dass, wenn man ein Menschen entsprechend mit Vorurteilen belastet und stigmatisiert, der Betroffene teilweise gar nicht anders kann, als so zu reagieren, wie in der Rolle, die man ihm aufzwingt.“

Theater-AG

04.02.2007 · Westfälische Rundschau (IK/PiLi)

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